Sonntag, 24. August 2014

Uhu (Bubo bubo)

Uhu, CC


Einordnung

Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Eulen (Strigiformes)
Familie: Eigentliche Eulen (Strigidae)
Gattung: Uhus (Bubo)
Art: Uhu


Verbreitung und Lebensraum

Uhus haben ein sehr großes Verbreitungsgebiet: Von Europa erstreckt es sich über Nordafrika bis nach Asien. Dabei gibt es Ausnahmen: Sie kommen nicht im Norden Frankreichs, in Irland und auf Island vor, in Großbritannien sind sie mit zwei bis zehn Brutpaaren sehr selten.
Aufgrund der weiten Verbreitung haben Uhus sehr unterschiedliche Lebensräume, von Wüstengebirgen über boreale Nadelwälder bis in subtropische Gefilde. Ein Revier ist im Durchschnitt 40km² groß.

Verbreitungsgebiet des Uhus, CC



Weitere Eckdaten

Brutzeit:                       35d    
Jungtiere:                     2-4
Aufzuchtszeit:              ca 5m
Alter:                           in freier Wildbahn bis 27y
                                   in Gefangenschaft 28-34y, vereinzelt viel älter: Der älteste Uhu
                                   in Gefangenschaft wurde 68



Der Uhu ist als Vogel naturgemäß wenig auf dem Boden laufend unterwegs. Die verlinkte Spur zeigt das Beispiel einer Uhuspur, als dieser im Schnee an seiner Beute vorbeigegriffen hat. 
Weitere Spuren können Taubenfedern in Baumwipfeln, Knochenreste oder mit Federn bestreute, sogenannte Rupfplätze sein, an denen der Uhu seine Beute von ihrem Kleid befreit hat. Viele interessante Fotos von Beuteresten des Uhus kann man hier finden!

Uhu, CC

Äußeres

Uhus sind die größten heute lebenden Eulen. Das Gefieder ist, zumindest in Mitteleuropa, hellbraun mit dunkleren Streifen in Längs- und Querrichtung. Die Unterseite, also Bauch und Flügelunterseite, sind heller als der Rücken. Jeder Uhu hat sein individuelles Muster, das sich innerhalb der Unterarten nochmals voneinander abgrenzen lässt.
Die Augen sind stets orange, er hat lange Federohren und einen kräftigen Kopf. Der Schnabel ist dunkel, die Beine im Vergleich zu anderen Eulen kräftiger befiedert. Am Kopf zwischen den Augen ist ein helleres V auffällig.
Beim Uhu herrscht umgekehrter Geschlechtsdimorphismus. Geschlechtsdimorphismus bedeutet, dass beide Geschlechter sich unterscheiden, etwa in Größe, Farbe oder unterschiedlich ausgebildeten Organen, wie Hörner von Schafen. Beim Uhu prägt sich dieser Dimporphismus durch die Größe aus. Revers ist er, weil nicht etwa die Männchen, sondern die Weibchen größer sind. Dies kommt unter anderem noch bei der Tüpfelhyäne vor. Männchen erreichen eine Größe von 63-68cm mit einer Spannweite von bis zu 160cm und einem Gewicht von ca 2,8kg, Weibchen eine Größe von 67-73cm, eine Spannweite bis 170cm und ein Gewicht bis 4,2kg.
Uhus folgen der Bergmannschen Regel, die besagt, dass gewisse Arten gleichwarmer Tiere zu den Polen hin in Körpergröße und -gewicht zunehmen. Französische Uhus sind also kleiner und leichter als norwegische Uhus.


Uhu auf Falknerhand, CC


Sinnesorgane

Uhus haben ein scharf entwickeltes Gehör, die Ohren sind seitlich am Gesichtsschleier verborgen und nicht etwa bei den Federohren am Kopf lokalisiert. Die Ohren liegen nicht auf gleicher Höhe, was dem Uhu durch den zeitversetzt eintreffenden Schall hilft, den genauen Standort seiner Beute zu orten.
Wie bei allen Eulenvögeln liegen die Augen starr in einer Knochenhöhle, die der Mensch so nicht hat, sie sind nach vorne angeordnet, was gutes räumliches Sehen ermöglicht. Da die Augen jedoch starr in der Höhle liegen, können sie kaum bewegt werden. Dadurch ergibt sich das charakteristische Kopf-Verdrehen der Eulenvögel im Allgemeinen- um bis zu 270° können sie ihren Hals wenden. Die Hornhaut ist vorgewölbt, die Linse stark gekrümmt.Dies hilft, möglichst viel Licht einzufangen und auf einen kleinen Bereich der Netzhaut zu konzentrieren. Dort gibt es besonders viele Sehstäbchen, welche die Hell-Dunkel-Wahrnehmung ermöglichen. Uhus sehen also in schwarz- weiß und können in der Dämmerung sehr gut sehen.
Um den Schnabel sind Borsten angeordnet. Diese dienen zum Abfühlen der Beute, weil Uhus weitsichtig sind und ihre Beute beim Fressen nicht gut sehen können.


Besonderheiten im Skelett im Vergleich zu Säugetieren

Wie schon oben erwähnt, haben Uhus einen sehr beweglichen Hals. Dies liegt daran, dass sie nicht nur 7 Halswirbel wie fast alle anderen Tiere haben, sondern gleich 14, die gut gegeneinander verschieblich sind.
Das Brustbein der Vögel ist viel weiter nach vorne gewölbt als bei den meisten Säugetieren, was einen besseren Ansatzpunkt für die Muskeln der Flügel bietet.

Uhu auf Uhu-Ruheast, CC

Lebensweise

Tagsüber ruhen Uhus auf ihren Uhu-Ruheästen. Diese sind bevorzugt in Baumkronen, Felsnischen oder Sträuchern gelegen. Sie sitzen aufrecht oder legen sich mit ihrem Sternum auf einem starken Ast ab. Den Tag nutzen sie gern für ein kleines Sonnenbad und zeigen dabei ein menschenähnliches Verhalten: Sie legen sich flach auf den Boden, wenn sie sich sicher und ungestört fühlen. Jedoch auch der Regen wird von Uhus genossen: Sie fächern ihre Flügel auf und sträuben die Federn am Körper, damit der Regen sie überall erreichen kann. Ähnlich Elefanten nehmen sie gerne Sandbäder, bei denen sie sich mit den Flügeln Sand auf Nacken und Rücken schaufeln.
Um sich vor mobbenden Vögel zu schützen, s.u., strecken Uhus am Tage die Federohren nach oben weg und verengen die Augen zu Schlitzen, um ihre Gesichtskonturen zu verzerren. Bei Bedrängung sträuben sie ihr Federkleid, knappen mit dem Schnabel und fauchen. Der Schwanz wird aufgefächert und mit den Flügeln ein Rad geschlagen, um sich optisch zu vergrößern.
Mit einsetzender Dämmerung beginnt die Jagdzeit des Uhus. Gegen Mitternacht wird geruht, danach bis zum Morgen weitergejagt. Sieht man einen Uhu tagsüber jagen, herrscht bei ihm wahrscheinlich Nahrungsknappheit.



Zum Brüten bevorzugen Uhus Felswände mit Nischen. Gut geeignete Nistplätze werden nicht aufgegeben, sondern von Generation zu Generation weitergegeben. Der Mensch hilft dem Uhu durch Steinbrüche beim Nisten, die als sekundäre Brutbiotope genutzt werden. Die Uhus lassen sich auch nicht vom laufenden Betrieb stören, die Fortpflanzungsrate ist nahezu gleich wie in stillgelegten Brüchen.
In wenig felsigen Gebieten ohne Steinbrüche werden gern verlassene Greifvogelhorste genutzt, im Notfall wird auf dem Boden gebrütet. Wurden früher Ruinen und Kirchen zum Brüten genutzt, hat sich der Uhu heute zusätzlich Industriebauten als geeigneten Platz auserkoren.


Ernährung

Uhus sind ausschließliche Fleischfresser und dabei nicht unbedingt wählerisch. Sie fressen sowohl Vögel wie Raben, Krähen oder Tauben als auch Säugetiere wie Igel, Ratten, Mäuse, Kaninchen und Baummarder. Sie können bis zu zwei Dritteln ihres Körpergewichts im Flug mittragen. Auch Frischlinge, Jungfüchse oder Rehkitze werden von ihnen nicht verschmäht. Wird die Nahrung allzu knapp, werden auch Schnecken und Amphibien gefangen.
Größere Beute wird gerupft, kleinere Tiere direkt mit Haut und Haar verschlungen. Darum ist ein verräterischer Hinweis auf das Vorhandensein eines Uhus das Gewöll, die wieder ausgespienen Überreste der Beute. Sie enthalten Haare, Federn, Knochen, Krallen, Schnäbel und Zähne.
Uhugewölle sind von den Gewöllen anderer Eulenvögel vor allem durch ihre Größe zu unterscheiden.


Sozialverhalten

Die Balz der Uhus beginnt im September und reicht bis in den November. Uhus leben weitgehend, jedoch nicht ausschließlich monogam, es finden sich also sowohl alte als auch neue Paare zusammen.
Uhumännchen versuchen, die Weibchen durch Lock- und Fütterungsrufe anzulocken. Gelingt dies, versorgen sie die Weibchen mit Nahrung, schon lange bevor die eigentliche Brutzeit beginnt.
Ab Dezember bilden die Pärchen, wie oben beschrieben, Brutmulden. Spätestens ab dieser Zeit wird das Weibchen komplett vom Männchen mit Nahrung versorgt.
Die Brutzeit beginnt in Mitteleuropa Ende Februar, meist wird jedoch erst im März, von Nachzüglern gar im April mit der Brut begonnen.
Die Eier werden im Abstand von drei bis vier Tagen gelegt, das Weibchen brütet allein. In dieser Zeit fliegt es nur kurze Strecken, um Kot abzusetzen. An diesen Stellen fallen sogenannte Brutschisse auf.
Die Sterblichkeitsrate während des ersten Lebensjahrs beträgt 70%. 

Brutschisse, CC

Feinde

Durch seine schiere Größe können kaum andere Greifvögel dem Uhu gefährlich werden, lediglich durch Steinadler geht eine Gefahr für Uhus aus, sowohl junge als auch ausgewachsene.
Junguhus fallen häufiger Füchsen und Mardern zum Opfer, falls sie an die Brutplätze gelangen können. Brüten Uhus am Boden, wie es manchmal vorkommt, können Gelege oder Jungvögel durch Wildschweine zertrampelt werden.
Meist nicht tödlich, jedoch sehr lästig können andere Vogelarten den Uhus werden. Entdecken zum Beispiel Krähen tagsüber einen ruhenden Uhu, kommen sie im Schwarm angeflogen, lassen Alarmrufe hören und fliegen sogar Scheinangriffe, als Hassen oder Mobben bezeichnet. Der Begriff Mobbing kommt ursprünglich aus dem Tierreich und wurde für selbiges Verhalten beim Menschen übernommen.

Mobbende Rabenkrähen, CC

Mensch und Uhu

Der Uhu wurde schon seit längerem gerne vom Menschen zur Jagd genutzt. Da, wie oben beschrieben, andere Vogelarten Uhus gern mobben und attackieren, wurde der Uhu vom Jäger vor seinem Versteck angebunden. Die anderen Vögel entdeckten ihn und flogen herbei, um ihn zu verscheuchen, war er doch ihr Fressfeind. Der Jäger erschoss dann die Vögel.
Ansonsten wurde der Uhu eher als Schädling angesehen, weil er Tiere wie Fasane, Hasen oder Rehe jage und damit in direkter Konkurrenz zum Menschen stehe. Deshalb und wegen der Nutzung zur Jagd stand der Uhu in Mittel- und Westeuropa kurz vor der Ausrottung, Zum Glück änderte sich dann der Blick des Menschen auf den Uhu, es wurde erkannt, dass er beispielsweise nur schwache Rehkitze jagt und deshalb ein wichtiger Faktor bei der Aufrechterhaltung des natürlichen Gleichgewichts ist und keineswegs eine Konkurrenz zum Menschen darstellt.


Gefährdung

Trotz Wiederansiedlung des Uhus zum Beispiel in Steinbrchen geht durch den Menschen indirekt noch immer eine Gefahr aus. Uhus verheddern sich in Stacheldrähten, in den Oberleitungen der Bahn oder in normalen Stromkabeln. 
Deshalb sollten bis 2012 alle Oberleitungen vogelfreundlich ausgebaut werden. Uhus kommen in Windenergieanlagen zu Tode oder werden von Klettersportlern in ihren Nistplätzen gestört. 
In beliebten Klettergebieten wurden deshalb Uhu- Umleitungen errichtet oder Felsen gänzlich für Besucher gesperrt.


Mythologie

Uhus wurden in der Antike, vor allem bei Tage gesichtet, als Vorbote für Krieg, Tod und Verderben gedeutet.
In der nordischen Mythologie wurde Odins Heer von einer Anführerin auf einem gigantischen Uhu geführt. Das Heer zog mit Lärm und Getöse bevorzugt in Neumondnächten, bei Wetterumschwung und nächtlichen Gewittern umher.
Im Mittelalter galt der Uhu als Bote des Teufels, er wurde zur Abwehr gegen Dämonen an Scheunentore genagelt.
In Indien hingegen wurde Eulen allgemein als Symbol für Weisheit und Hilfsbereitschaft angesehen, sie sollen die Zukunft voraussehen können. Indigene Völker verbinden Uhus mit Tapferkeit, scharfem Blick und Glück bei der Jagd.

Quellen: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

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