Klasse: | Vögel (Aves) |
Ordnung: | Eulen (Strigiformes) |
Familie: | Eigentliche Eulen (Strigidae) |
Gattung: | Uhus (Bubo) |
Art: | Uhu |
Verbreitung
und
Lebensraum
Uhus
haben ein sehr großes Verbreitungsgebiet: Von Europa erstreckt es
sich über Nordafrika bis nach Asien. Dabei gibt es Ausnahmen: Sie
kommen nicht im Norden Frankreichs, in Irland und auf Island vor, in
Großbritannien sind sie mit zwei bis zehn Brutpaaren sehr selten.
Aufgrund
der weiten Verbreitung haben Uhus sehr unterschiedliche
Lebensräume, von Wüstengebirgen über boreale Nadelwälder bis in
subtropische Gefilde. Ein Revier ist im Durchschnitt 40km² groß.
Verbreitungsgebiet des Uhus, CC |
Weitere
Eckdaten
Brutzeit: 35d
Jungtiere: 2-4
Aufzuchtszeit: ca 5m
Alter: in freier Wildbahn bis 27y
in
Gefangenschaft 28-34y, vereinzelt viel älter: Der älteste Uhu
in Gefangenschaft wurde 68
Der Uhu ist als Vogel naturgemäß
wenig auf dem Boden laufend unterwegs. Die verlinkte Spur zeigt das
Beispiel einer Uhuspur, als dieser im Schnee an seiner Beute
vorbeigegriffen hat.
Weitere Spuren können Taubenfedern in
Baumwipfeln, Knochenreste oder mit Federn bestreute, sogenannte
Rupfplätze sein, an denen der Uhu seine Beute von ihrem Kleid
befreit hat. Viele interessante Fotos von Beuteresten des Uhus kann
man hier finden!
Uhu, CC |
Äußeres
Uhus sind die größten heute lebenden
Eulen. Das Gefieder ist, zumindest in Mitteleuropa, hellbraun mit
dunkleren Streifen in Längs- und Querrichtung. Die Unterseite, also
Bauch und Flügelunterseite, sind heller als der Rücken. Jeder Uhu
hat sein individuelles Muster, das sich innerhalb der Unterarten
nochmals voneinander abgrenzen lässt.
Die Augen sind stets orange, er hat
lange Federohren und einen kräftigen Kopf. Der Schnabel ist dunkel,
die Beine im Vergleich zu anderen Eulen kräftiger befiedert. Am Kopf
zwischen den Augen ist ein helleres V auffällig.
Beim Uhu herrscht umgekehrter
Geschlechtsdimorphismus. Geschlechtsdimorphismus bedeutet, dass beide
Geschlechter sich unterscheiden, etwa in Größe, Farbe oder
unterschiedlich ausgebildeten Organen, wie Hörner von Schafen. Beim
Uhu prägt sich dieser Dimporphismus durch die Größe aus. Revers
ist er, weil nicht etwa die Männchen, sondern die Weibchen größer
sind. Dies kommt unter anderem noch bei der Tüpfelhyäne vor.
Männchen erreichen eine Größe von 63-68cm mit einer Spannweite von
bis zu 160cm und einem Gewicht von ca 2,8kg, Weibchen eine Größe
von 67-73cm, eine Spannweite bis 170cm und ein Gewicht bis 4,2kg.
Uhus folgen der Bergmannschen Regel,
die besagt, dass gewisse Arten gleichwarmer Tiere zu den Polen hin in
Körpergröße und -gewicht zunehmen. Französische Uhus sind also
kleiner und leichter als norwegische Uhus.
Uhu auf Falknerhand, CC |
Sinnesorgane
Uhus haben ein scharf entwickeltes
Gehör, die Ohren sind seitlich am Gesichtsschleier verborgen und
nicht etwa bei den Federohren am Kopf lokalisiert. Die Ohren liegen
nicht auf gleicher Höhe, was dem Uhu durch den zeitversetzt
eintreffenden Schall hilft, den genauen Standort seiner Beute zu
orten.
Wie bei allen Eulenvögeln liegen die
Augen starr in einer Knochenhöhle, die der Mensch so nicht hat, sie
sind nach vorne angeordnet, was gutes räumliches Sehen ermöglicht.
Da die Augen jedoch starr in der Höhle liegen, können sie kaum
bewegt werden. Dadurch ergibt sich das charakteristische
Kopf-Verdrehen der Eulenvögel im Allgemeinen- um bis zu 270° können
sie ihren Hals wenden. Die Hornhaut ist vorgewölbt, die Linse stark
gekrümmt.Dies hilft, möglichst viel Licht einzufangen und auf einen
kleinen Bereich der Netzhaut zu konzentrieren. Dort gibt es besonders
viele Sehstäbchen, welche die Hell-Dunkel-Wahrnehmung ermöglichen.
Uhus sehen also in schwarz- weiß und können in der Dämmerung sehr
gut sehen.
Um den Schnabel sind Borsten
angeordnet. Diese dienen zum Abfühlen der Beute, weil Uhus
weitsichtig sind und ihre Beute beim Fressen nicht gut sehen können.
Besonderheiten im Skelett im Vergleich
zu Säugetieren
Wie schon oben erwähnt, haben Uhus
einen sehr beweglichen Hals. Dies liegt daran, dass sie nicht nur 7
Halswirbel wie fast alle anderen Tiere haben, sondern gleich 14, die
gut gegeneinander verschieblich sind.
Das Brustbein der Vögel ist viel weiter nach vorne gewölbt als bei den meisten Säugetieren, was einen besseren Ansatzpunkt für die Muskeln der Flügel bietet.
Uhu auf Uhu-Ruheast, CC |
Lebensweise
Tagsüber ruhen Uhus auf ihren
Uhu-Ruheästen. Diese sind bevorzugt in Baumkronen, Felsnischen oder
Sträuchern gelegen. Sie sitzen aufrecht oder legen sich mit ihrem
Sternum auf einem starken Ast ab. Den Tag nutzen sie gern für ein
kleines Sonnenbad und zeigen dabei ein menschenähnliches Verhalten:
Sie legen sich flach auf den Boden, wenn sie sich sicher und
ungestört fühlen. Jedoch auch der Regen wird von Uhus genossen: Sie
fächern ihre Flügel auf und sträuben die Federn am Körper, damit
der Regen sie überall erreichen kann. Ähnlich Elefanten nehmen sie
gerne Sandbäder, bei denen sie sich mit den Flügeln Sand auf Nacken
und Rücken schaufeln.
Um sich vor mobbenden Vögel zu schützen, s.u., strecken Uhus am Tage die Federohren nach oben weg und verengen die Augen zu Schlitzen, um ihre Gesichtskonturen zu verzerren. Bei Bedrängung sträuben sie ihr Federkleid, knappen mit dem Schnabel und fauchen. Der Schwanz wird aufgefächert und mit den Flügeln ein Rad geschlagen, um sich optisch zu vergrößern.
Mit einsetzender Dämmerung beginnt die
Jagdzeit des Uhus. Gegen Mitternacht wird geruht, danach bis zum
Morgen weitergejagt. Sieht man einen Uhu tagsüber jagen, herrscht
bei ihm wahrscheinlich Nahrungsknappheit.
Bau; Uhu-Brutplatz-Webcam
Zum Brüten bevorzugen Uhus Felswände mit Nischen. Gut geeignete Nistplätze werden nicht
aufgegeben, sondern von Generation zu Generation weitergegeben. Der
Mensch hilft dem Uhu durch Steinbrüche beim Nisten, die als
sekundäre Brutbiotope genutzt werden. Die Uhus lassen sich auch
nicht vom laufenden Betrieb stören, die Fortpflanzungsrate ist
nahezu gleich wie in stillgelegten Brüchen.
In wenig felsigen Gebieten ohne
Steinbrüche werden gern verlassene Greifvogelhorste genutzt, im
Notfall wird auf dem Boden gebrütet. Wurden früher Ruinen und Kirchen zum Brüten genutzt, hat sich der Uhu heute zusätzlich Industriebauten als geeigneten Platz auserkoren.
Ernährung
Uhus sind ausschließliche
Fleischfresser und dabei nicht unbedingt wählerisch. Sie fressen
sowohl Vögel wie Raben, Krähen oder Tauben als auch Säugetiere wie
Igel, Ratten, Mäuse, Kaninchen und Baummarder. Sie können bis zu
zwei Dritteln ihres Körpergewichts im Flug mittragen. Auch
Frischlinge, Jungfüchse oder Rehkitze werden von ihnen nicht
verschmäht. Wird die Nahrung allzu knapp, werden auch Schnecken und
Amphibien gefangen.
Größere Beute wird gerupft, kleinere
Tiere direkt mit Haut und Haar verschlungen. Darum ist ein
verräterischer Hinweis auf das Vorhandensein eines Uhus das Gewöll,
die wieder ausgespienen Überreste der Beute. Sie enthalten Haare,
Federn, Knochen, Krallen, Schnäbel und Zähne.
Uhugewölle sind von den Gewöllen
anderer Eulenvögel vor allem durch ihre Größe zu unterscheiden.
Sozialverhalten
Die Balz der Uhus beginnt im September
und reicht bis in den November. Uhus leben weitgehend, jedoch nicht
ausschließlich monogam, es finden sich also sowohl alte als auch
neue Paare zusammen.
Uhumännchen versuchen, die Weibchen
durch Lock- und Fütterungsrufe anzulocken. Gelingt dies, versorgen
sie die Weibchen mit Nahrung, schon lange bevor die eigentliche
Brutzeit beginnt.
Ab Dezember bilden die Pärchen, wie
oben beschrieben, Brutmulden. Spätestens ab dieser Zeit wird das
Weibchen komplett vom Männchen mit Nahrung versorgt.
Die Brutzeit beginnt in Mitteleuropa
Ende Februar, meist wird jedoch erst im März, von Nachzüglern gar
im April mit der Brut begonnen.
Die Eier werden im Abstand von drei bis
vier Tagen gelegt, das Weibchen brütet allein. In dieser Zeit fliegt
es nur kurze Strecken, um Kot abzusetzen. An diesen Stellen fallen
sogenannte Brutschisse auf.
Die Sterblichkeitsrate während des ersten Lebensjahrs beträgt 70%.
Brutschisse, CC |
Feinde
Durch seine schiere Größe können
kaum andere Greifvögel dem Uhu gefährlich werden, lediglich durch
Steinadler geht eine Gefahr für Uhus aus, sowohl junge als auch
ausgewachsene.
Junguhus fallen häufiger Füchsen und
Mardern zum Opfer, falls sie an die Brutplätze gelangen können.
Brüten Uhus am Boden, wie es manchmal vorkommt, können Gelege oder
Jungvögel durch Wildschweine zertrampelt werden.
Meist nicht tödlich, jedoch sehr lästig können andere Vogelarten den Uhus werden. Entdecken zum Beispiel Krähen tagsüber einen ruhenden Uhu, kommen sie im Schwarm angeflogen, lassen Alarmrufe hören und fliegen sogar Scheinangriffe, als Hassen oder Mobben bezeichnet. Der Begriff Mobbing kommt ursprünglich aus dem Tierreich und wurde für selbiges Verhalten beim Menschen übernommen.
Mobbende Rabenkrähen, CC |
Mensch und Uhu
Der Uhu wurde schon seit längerem
gerne vom Menschen zur Jagd genutzt. Da, wie oben beschrieben, andere
Vogelarten Uhus gern mobben und attackieren, wurde der Uhu vom Jäger
vor seinem Versteck angebunden. Die anderen Vögel entdeckten ihn und
flogen herbei, um ihn zu verscheuchen, war er doch ihr Fressfeind.
Der Jäger erschoss dann die Vögel.
Ansonsten wurde der Uhu eher als
Schädling angesehen, weil er Tiere wie Fasane, Hasen oder Rehe jage
und damit in direkter Konkurrenz zum Menschen stehe. Deshalb und
wegen der Nutzung zur Jagd stand der Uhu in Mittel- und Westeuropa
kurz vor der Ausrottung, Zum Glück änderte sich dann der Blick des
Menschen auf den Uhu, es wurde erkannt, dass er beispielsweise nur
schwache Rehkitze jagt und deshalb ein wichtiger Faktor bei der
Aufrechterhaltung des natürlichen Gleichgewichts ist und keineswegs eine Konkurrenz zum Menschen darstellt.
Gefährdung
Trotz Wiederansiedlung des Uhus zum Beispiel in Steinbrchen geht durch den Menschen indirekt noch immer eine Gefahr aus.
Uhus verheddern sich in Stacheldrähten, in den Oberleitungen der
Bahn oder in normalen Stromkabeln.
Deshalb sollten bis 2012 alle
Oberleitungen vogelfreundlich ausgebaut werden. Uhus kommen in
Windenergieanlagen zu Tode oder werden von Klettersportlern in ihren
Nistplätzen gestört.
In beliebten Klettergebieten wurden deshalb
Uhu- Umleitungen errichtet oder Felsen gänzlich für Besucher
gesperrt.
Mythologie
Uhus wurden in der Antike, vor allem
bei Tage gesichtet, als Vorbote für Krieg, Tod und Verderben
gedeutet.
In der nordischen Mythologie wurde
Odins Heer von einer Anführerin auf einem gigantischen Uhu geführt.
Das Heer zog mit Lärm und Getöse bevorzugt in Neumondnächten, bei
Wetterumschwung und nächtlichen Gewittern umher.
Im Mittelalter galt der Uhu als Bote
des Teufels, er wurde zur Abwehr gegen Dämonen an Scheunentore
genagelt.
In Indien hingegen wurde Eulen
allgemein als Symbol für Weisheit und Hilfsbereitschaft angesehen,
sie sollen die Zukunft voraussehen können. Indigene Völker
verbinden Uhus mit Tapferkeit, scharfem Blick und Glück bei der
Jagd.
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