Sonntag, 10. August 2014

Baummarder (Martes martes)

Baummarder- CC


Einordnung

Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie: Hundeartige (Canoidea)
Familie: Maer (Mustelidae)
Unterfamilie: Martinae
Gattung: Echte Marder (Martes)


Verbreitung und Lebensraum

Baum- oder Edelmarder kommen fast im kompletten Westeuropa und in Westasien vor. Sie bewohnen die Britischen Inseln und breiten sich bis ins westliche Sibirien aus. Sie kommen nicht auf Island und in Nordskandinavien vor und bewohnen Spanien und Portugal nur im nördlichen Teil.
Baummarder leben in Wäldern, dabei bevorzugt er Laub- und Mischwälder. In Parks mit vielen Bäumen kann man auch mal auf einen Baummarder treffen. Gebirgsregionen bewohnt er bis zur Baumgrenze.

Verbreitungsgebiet des Baummarders; CC



Weitere Eckdaten

Tragzeit:                     ca 9 Monate, s.u.
Jungtiere:                    2-6
Aufzuchtszeit:             ca 8m
Alter:                         in freier Wildbahn bis 10y
                                 in Gefangenschaft ca 15y



Die Spur der Vorderpfote misst ca 3,5cm*3cm, die der Hinterpfote 4*3cm.
Die Marderspur zeigt 5 Zehen, im Gegensatz zu Katzen- Hunde- und Fuchsspuren.
Marder bewegen sich meist springend fort. Die Krallen können eingezogen werden. Die Fußsohlen sind im Gegensatz zu denen des Steinmarder stark behaart, was die Spur im Schnee verwischen kann.

Baummarder im Baum, CC


Äußeres

Der Baummarder hat braunes Fell, das von kastanien- bis dunkelbraun gefärbt sein kann. Er hat einen gelbbraunen Kehlfleck, der nach unten abgerundet ist und etwas verwaschen wirken kann. Dieser unterscheidet ihn vom nahe verwandten Steinmarder, dessen weißer Kehlfleck nach unten gegabelt ist. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die dunkle Nase, die beim Steinmarder heller ist.
Der Baummarder hat im Sommer kurzes, raues Haar, das dann im Winter dunkler, länger und weicher wird. Er hat einen langen, buschigen Schwanz, der zum Halten des Gleichgewichts im Sprung und beim Klettern dient. Die Ohren sind dreieckig und gelbgerändert.
Baummarder habe eine Kopfrumpflänge von 45 bis 58cm, wobei die Rute noch einmal ein Drittel bis die Hälfte der Körperlänge hinzugeben kann. Sie erreichen ein Gewicht von 0,8- 1,8 kg.
Männchen werden meist größer und schwerer als die Weibchen.


Gebiss

Im Kiefer des Baummarders verbergen sich 38 kräftige schmelzhöckrige Zähne. Wie alle Raubtiere haben auch sie ein Scherengebiss, das bedeutet, dass die Zähne nicht aufeinander zu-, sondern knapp aneinander vorbeilaufen. Dies erleichtert das Zerkleinern von Fleischstücken, während es zum Zermahlen von Pflanzenteilen weniger geeignet ist. Die Zahnformel im Oberkiefer ist I3, C1, P3, M1, im Unterkiefer I3, C1, P3 und M2.


Sinnesorgane

Baummarder haben lange Borstenhaare an der Oberlippe, die auch Vibrissen oder Sinushaare genannt werden, oder bei Katzen als Schnurrhaare bekannt sind. Diese Haare werden zum Tasten benutzt; die Wurzel mündet an einen kleinen "Blutsee", der direkt an einen Nerv gekoppelt ist und so die ertastete Information ans Hirn weiterleitet.
Die restlichen Sinne sind scharf entwickelt, nähere Infos konnte ich leider nicht finden und bin für Aufklärung dankbar!



Lebensweise

Baummarder sind dämmerungs- und nachtaktiv, tagsüber ruhen sie in ihren Nestern. (unterschiedliche Quellenangaben: z.T. Auch als tag- und dämmerungsaktiv ausgewiesen. Ich gehe hier von Nachtaktivität aus.) Sie sind mehr als alle anderen Echten Marder Baumbewohner, wie schon der Name nahelegt. Sie klettern gut und springen bis zu sechs Meter weit. Eine Besonderheit ist, dass sie ihre Füße beim Klettern um bis zu 180° verdrehen können. Wenn ich das könnte, würde ich auch super klettern können!
Baummarder leben in Territorien, die sie mit Anal- und Abdominaldrüsen markieren und gegen andere gleichgeschlechtliche Baummarder verteidigen. Es kann vorkommen, dass sich die Territorien von Männchen und Weibchen überschneiden. Je nach Lebensraum und Platzangebot haben die Territorien verschiedene Größen. Die der Männchen sind stets größer als die der Weibchen. Auch variiert die Größe nach Jahreszeit; die Territorien können im Winter bis zu 50% kleiner sein.
In ihren Territorien legen Baummarder oft pro Jagd mehrere Kilometer zurück und bewegen sich zum Teil nur in den Baumwipfeln fort. Andere Quellen behaupten, sie bewegen sich vorwiegend am Boden und würden die Baumwipfel nur zur Deckung nutzen.
Baummarder halten keinen Winterschlaf.


Bau

Schon beim Eichhörnchen haben wir gelernt, dass der Baummarder zu seinen natürliche Feinden zählt. Nicht genug damit, dass Baummarder Eichhörnchen verspeisen, diese Rüpel beziehen hinterher auch noch gerne frisch freigewordene Kobel. Auch Greifvogelnester werden von ihnen gekapert. Großteils logieren Baummarder jedoch in Baumhöhlen. Ein festes Zuhause haben sie nicht, sondern bewohnen jede Nacht einen anderen Bau.


Ernährung

Baummarder sind Allesfresser. In der Dämmerung ziehen sie los und machen sich auf die Suche nach ihrer bevorzugten Beute, das sind kleine Säugetiere, aber auch Vögel und Vogeleier. Können sie keine Vögel oder Eichhörnchen erwischen, fressen sie Reptilien, Frösche, Schnecken, Insekten und Aas. An letzter Stelle auf der Speisekarte stehen Obst, Beeren und Nüsse.
Lebendige Beute tötet der Baummarder durch einen Nackenbiss. Er legt Nahrungsvorräte für den Winter an.


Sozialverhalten

Baummarder sind Einzelgänger. Im Gegensatz zum Steinmarder sind sie menschenscheu und meiden auch Siedlungen.
Nur zur Paarungszeit pflegen Baummarder erhöhten Umgang miteinander. Die Weibchen signalisieren ihre Paarungsbereitschaft durch Duftmarkierungen. Bei der Paarung im Hochsommer wird es spannend: Die befruchteten Eizellen entwickeln sich nicht sofort weiter, sondern verfallen in eine Keimruhe. Das bedeutet, dass sie sich zunächst nicht weiter teilen, sondern in der Gebärmutter eingenistet ruhen. Die Keimruhe dauert so lange an, dass die Jungen erst im darauffolgenden Frühjahr, meist im April, zur Welt kommen. Dies ist eine sehr viel günstigere Aufzuchtszeit für die Jungen als der Herbst.
Die Jungen sind Nesthocker und bleiben bis zu acht Wochen im Nest, mit drei bis vier Monaten werden sie selbstständig. Sie bleiben noch bis zu einem Jahr in der Nähe ihrer Mutter. Mit etwa 14 Monaten werden sie geschlechtsreif, pflanzen sich aber häufig erst mit drei Jahren fort.


Feinde

Die wichtigsten natürlichen Feinde sind Raubvögel, vermutlich als Rache für die Nestübernahme. Auch Luchse und Füchse jagen Baummarder. Die Bedrohung durch den Mensch ist dieselbe wie bei anderen Wildtieren: Verkleinerung des Lebensraums, Fallenjagd und Verkehr.


Bedrohung

Der Baummarder wird wegen seines Pelzes gejagt und ist deshalb in manchen Gebieten selten geworden, wird aufgrund seines großen Verbreitungsgebietes jedoch weltweit nicht als bedroht eingestuft. Problematisch ist das Zurückgehen zusammenhängender, großer Waldflächen als optimaler Lebensraum.
Der Baummarder ist in Anhang III der Berner Konventionen aufgeführt, das bedeutet, dass er international nur in einem Umfang bejagt und genutzt werden der, der den Bestand nicht gefährdet.
Auf der Roten Liste Deutschlands wird der Baummarder als gefährdet, NRWs sogar als stark gefährdet gelistet. Nach Jagdrecht darf der Baummarder in Deutschland vom 16. Oktober bis 28. Februar bejagt werden.


Mensch und Marder

Der Baummarder wird auch Edelmarder genannt, weil er in früherer Geschichte als Pelz begehrter war als der Steinmarder.
Im Volksmund ist der Marder im allgemeinen wenig beliebt, weshalb ihm auch in Mythologie und Sagen keine großartigen positiven Eigenschaften zugesprochen werden. Das erklärt sich hauptsächlich durch die Vorliebe der Marder im Allgemeinen, nachts Hühnerställe aufzusuchen und sie morgens eklatant weniger behuhnt wieder zu verlassen.
Eine Sage gibt es jedoch, in der ein Marder einen eitlen Pfau auf den Boden der Tatsachen zurückholt und über die Vergänglichkeit aller irdischen Dinge aufklärt.


Erkrankungen

Wie generell alle Wildtiere sind auch Baummarder vor Parasitenbefall nicht gefeit, seien es Flöhe, Zecken, Milben, Haarlinge oder Maden. Wurm- oder Einzellerbefall gehört zur Tagesordnung.
Zu beachten ist, dass die meisten gängigen Spot- on- Präparate nicht vertragen werden.
Von der prophylaktischen Entwurmung wird vor allem bei Marderbabys unter acht Wochen dringlichst abgeraten, 80% versterben nach der Entwurmung, vermutlich durch ein Zusammenspiel zwischen Entkräftung und Nebenwirkung der Entwurmung.
Zu Krankheiten im Allgemeinen sind hauptsächlich Infos über den Steinmarder zu finden. Ich gehe hier davon aus, dass auch Baummarder sich mit Tollwut, Staupe oder Aujeszkykrankheit anstecken können.
Letztere wird auch Pseudowut genannt und ist für alle Säugetiere infektiös, Primaten ausgenommen. Der Erreger gehört zu den Herpesviren. Ursprünglich festgestellt wurde die Erkrankung beim Schwein, das auch heute noch die primäre Ansteckungsquelle ist- weshalb Schweinefleisch nie roh verfüttert werden sollte.
Symptome sind von Tierart zu Tierart unterschiedlich. Hunde erleiden eine Encephalitis und Myelitis, wobei es zu zentralnervösen Ausfällen kommen kann, und starken Juckreiz. 
Deutschland gilt als frei von Pseudowut, jedoch ist dies mit Sicherheit natürlich nur für Schweine in Mastbetrieben zu sagen. Wildtiere können nicht vollständig überwacht werden.


Quellen: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

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