Sonntag, 7. September 2014

Haselmaus (Muscardinus avellanarius)

Haselmaus im Strauch


Einordnung

Klasse:                Säugetiere (Mammalia)
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
Unterordnung: Hörnchenverwandte(Sciuromorpha)
Familie: Bilche (Gliridae)
Unterfamilie: Leithiinae
Gattung:
Haselmäuse
Art:
Haselmaus


Lebensraum der Haselmaus


Verbreitung und Lebensraum

Haselmäuse, die gar keine Mäuse, sondern Bilche sind, leben in Mittel- Nord- und Osteuropa. Sie bevorzugen Mischwälder mit vielen Büschen, besonders Haselnusssträuchern.
Durch abnehmende Waldbestände in Nordeuropa ist die Haselmaus in England, Schweden, Deutschland und Dänemark seltener geworden.


Weitere Eckdaten

Tragzeit:          22-24d
Jungtiere:         2-5
Aufzuchtszeit:  40d

Alter:               in freier Wildbahn 3-4y



Ich konnte keinen Pfotenabdruck finden, weil sie aufgrund der geringe Größe schwer zu erkennen sind. Haselmäuse spürt man deshalb lieber auf, indem man Haselnüsse nach der Bissspur absucht. Haselmäuse fressen ein rundes Loch in die Schale, am Rand sind noch Zahnspuren parallel oder schräg zum Rand zu erkennen. Sind die Spuren jedoch senkrecht zum Loch, hat eine richtige Maus an der Nuss genascht.


Haselmaus, der puschige Schwanz ist gut zu erkennen


Äußeres

Haselmäuse haben ein gelb- bis rotbraunes Fell und einen weißen Kehl- und Brustfleck, der Schwanz läuft etwas dunkler aus und ist komplett behaart. Die Augen sind groß, die Ohren leicht gerundet und recht klein.
Gewicht: 15-40g, vor der Winterruhe bis 45g
Körperlänge: 15cm, davon 5,8-6,8cm Schwanzlänge


Gebiss

Haselmäuse haben 20 Zähne: I1, C0, P1 und M3. Im Gebiss fehlt der Fangzahn, die Haselmäuse müssen ihre Nahrung schließlich nicht erjagen.


Sinnesorgane

Die großen Augen sind gut zur Nachtsicht geeignet. Haselmäuse haben Vibrissen, die ihnen beim Tasten helfen.

Haselmaus kletternd zur falschen Tageszeit


Lebensweise

Haselmäuse schlafen tagsüber in ihrem Nest. Von Mai bis Oktober ist sie nachts aus Nahrungssuche unterwegs. Sie vermeiden hierbei Bodenkontakt und klettern lieber über der Erde umher. Ihr bevorzugtes Gebüsch ist der Brombeerstrauch, durch das sie nicht nur klettern, sondern sich teilweise auch entlanghangeln wie kleine Affen.
Haselmäuse halten zwischen Oktober und April Winterschlaf, da sie in der düsteren Jahreszeit keine Nahrung finden würden. Vorher fressen sie sich schön dick, so sehr sie können. Mit mehreren anderen Haselmäusen graben sie in Laub oder der Erde einen Bau, auch Baumhöhlen und Nistkästen werden genutzt, hauptsache, der Unterschlupf ist frostsicher.
Sie rollen sich zu kleinen Haselmausknäueln zusammen, um Energie zu sparen, und senken die Körpertemperatur auf knapp über 0°C. Die Herzfrequenz liegt nur noch bei 10%, geatmet wid alle fünf Minuten. Trotz aller Energiesparmaßnahmen nehmen Haselmäuse während der Winterschlafs etwa die Hälfte ihres Gewichts ab.


Bau

Nicht nur Eichhörnchen, auch Haselmäuse bauen sich Kobel. Diese werden in Büschen und Bäumen aufgehängt und aus Gras, Laub und anderem sich in der Nähe befindlichen Materialien erbaut.


Haselmaus mit Haselnuss


Ernährung

Haselmäuse sind Allesfresser. Neben den Brombeeren, die sie zur Reifezeit gerne aus den Büschen stibitzen, in denen sie sich entlanghangeln, speisen sie gerne Hasel- und andere Nüsse, Knospen, Samen, Insekten, Vogeleier, Früchte und Wirbellose. Je nach Jahreszeit wird das vorhandene Angebot geplündert; im Herbst bevorzugt die Haselmaus fettreiche Nahrung, um sich für den Winterschlaf vorzubereiten.


Fortpflanzung

Haselmäuse werden mit einem Jahr geschlechtsreif. Im Frühjahr, kurz nach dem Winterschlaf, paaren sie sich zum ersten Mal. Nach etwa drei Wochen kommen die Jungen in einem extra gebauten größeren Kobel zur Welt. Nach einer Aufzuchtszeit von 40 bis 60 Tagen ziehen die jungen Haselmäuse hinaus in die Welt, um sich ihrerseits Kobel zu bauen, Speck anzufressen und im Jahr darauf ihrerseits kleine Haselmäuse in die Welt zu setzen.


Feinde

Haselmäuse sind nicht sehr wehrhaft und deshalb leichte Beute für viele Fleisch- und Allesfresser. So werden sie von Füchsen, Mauswieseln, Hermelinen, Greifvögeln und Eulen verspeist. Im Winter können sie auch das Pech haben, von Wildschweinen ausgegraben und gefressen zu werden.


Bedrohung

Trotz des schwindenen Lebensraum durch das Verschwinden und die Zerstückelung von Hecken, Waldrändern und Unterholz ist die Haselmaus weltweit auf der Roten Liste als nicht bedroht aufgeführt. Innerhalb Europas gibt es regional verschiedene Einstufungen, in Thüringen zum Beispiel wird sie als gefährdet eingestuft.


Mensch und Haselmaus

Wegen ihrer scheuen Lebensweise haben Mensch und Haselmaus eine eher kurze gemeinsame Geschichte. Einen berühmten Auftritt hat eine Haselmaus in Alice im Wunderland.
Im alten Rom wurden Haselmäuse als besonderer Leckerbissen mit Honigsoße serviert.


Erkrankungen

Haselmäuse sind, wie andere Nagetiere, Überträger des Hantavirus, der durch Körperausscheidungen übertragen wird. Die Nagetiere dienen hierbei nur als Vektor, erkranken also nicht selbst, sondern tragen das Virus in sich und verteilen es weiter in der Welt.
Das Hantavirus ist eine zoonotische Erkrankung und kann tödlich enden.
Symptome beim Menschen sind Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, niedriger Blutdruck, Veränderungen im Blutbild mit Gerinnungsstörungen, neurologische Störungen und akutes Nierenversagen.
Die Krankheit ist behandelbar und endet de facto nur sehr selten im Tode.


Quellen: 1 2 3 4 5

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen