Samstag, 27. September 2014

Damhirsch (Dama Dama)

Damhirsch


Einordnung

Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Ordnung: Paarhufer
Unterordnung: Wiederkäuer
Familie: Hirsche
Unterfamilie: Echte Hirsche
Gattung: Dama
Art: Damhirsch

Verbreitungsgebiet ehemals, vor etwas kürzerer Zeit und heute



Verbreitung und Lebensraum

Ursprünglich war der Damhirsch in Europa nicht heimisch, sondern lebte in Teilen Asiens. Schon in der Antike wurde er jedoch von Phöniziern und Römern in weiten Teile des Mittelmeerraums eingebürgert. Spätestens ab dem 11. Jahrhundert war er nachweislich in Großbritannien zu finden, der erste historische Nachweis für ein Damwildvorkommen in Deutschland datiert auf 1577, als der Landgraf Ludwig IV. 30 Damhirsche für seinen Wildpark geschenkt bekam.
In heutiger Zeit wurden Damhirsche auch nach Südamerika, Japan, Neuseeland und Australien sowie Nordamerika verbracht. Wie immer, wenn Tiere in einen Lebensraum eingeführt werden, der nicht ihr ursprünglicher ist, gab es in Neuseeland Probleme, weil die Population ohne natürliche Feinde rasch anstieg und die Damhirsche agrarwissenschaftlich genutzte Flächen für ihre eigenen Interessen nutzten.
Im ursprünglichen Verbreitungsgebiet hingegen sinken die Zahlen an Damtieren.
Damtiere leben bevorzugt in lichten Wälden mit weiten offenen Flächen und Wiesen, können sich aber auch anpassen. Optimal ist ein Laubwald mit nährstoffreichem Boden und üppigem Strauchbewuchs. Wälder nutzen sie hauptsächlich als Deckung.


Weitere Eckdaten

Tragzeit : 33 Wochen
Jungtiere: meist ein, bis zu drei Kälber
Alter: in freier Wildbahn 15 bis 20y



Das Trittsiegel des Damwilds ist ca 6,5cm lang. Er hat zwei Klauen pro Huf, die jeweils leicht nach Innen gebogen sind.

Weibchen im Sommerfell

Weibchen im Winterfell

Äußeres

Damwild kommt generell in einem weiten Farbspektrum vor. Je nach Jahreszeit und Individuum unterscheiden sich die Farben. Am häufigsten ist das hell- rostbraune Sommerfell mit deutlich sichtbaren weißen Punkten, die sich in Reihen vom Oberschenkel über den Rumpf bis zum Halsansatz ziehen. Auf der Wirbelsäule befindet sich ein sogenannter Aalstrich, ein dunkler gefärbter Fellbereich, der sich etwa von den Schultern bis zur Schwanzspitze zieht, er ist beidseits von einer Fleckenreihe flankiert. Bauch und Beine sind heller und einfarbig, der Hals ebenfalls.
Im Winter ändert sich die Fäbung zu braungrau, auf dem Rücken und an den Seiten schwärzlich, die Unterseite wird grau. Flecken sind kaum noch zu erkennen.
Beim Damhirsch kommen relativ häufig Farbmutationen vor, so gibt es Albinismus und Melanismus, weiße Tiere und Schecken. In freier Wildbahn sind weiße Damhirsche generell zum Abschuss freigegeben, da sie nicht als hegewürdig angesehen werden; dem seht ein Jägeraberglaube gegenüber, der besagt, dass der Jäger innerhalb eines Jahres nach Abschuss eines weißen Hirsches selbst verstirbt.
Männliche Tiere entwickeln ein Geweih, das zum Kampf um die Rangordnung genutzt wird. Es besteht aus zwei Stangen mit jeweils einer Augsprosse, einer Mittelsprosse und einer Schaufel.


Damtier mit erkennbaren Vorderaugendrüsen

Sinnesorgane

Die Wissenschaft ist sich nicht einig, welches das primär genutzte Sinnesorgan des Damtiers ist. Einige tendieren zum Nasentier, das sich also besonders über Gerüche orientiert, andere zum Gesichts- oder Gehörsinn.
Für die Theorie der Nasentiere spricht, dass Damtiere viele Duftdrüsen haben: Vorderaugendrüsen, Zwischenzehendrüsen und die Spunggelenksdrüsen.
Die Vorderaugendrüsen sekretieren eine bräunliche Flüssigkeit, hauptsächlich in der Brunftzeit. Die Sprunggelenksdrüsen bringen ein helles, wachsiges Sekret hervor, das ähnlich ranziger Butter riecht.
Damhirsche können sich anhand dieser Gerüche unterscheiden, Mutter und Kalb erkennen sich daran wieder.
Auch Feinde werden vermutlich zuerst am Geruch erkannt: Auf 400m kann ein Damtier einen Menschen riechen.
Wie bei allen Fluchttieren sitzen die Augen auch beim Damtier weit außen am Kopf, was ihnen einen guten Rundumblick ermöglicht, jedoch einen geringeren Bereich des Scharfsehens, als Menschen ihn haben. So können Damtiere Details schlecht erkennen und reagieren eher auf Bewegungen.
Die Ohren können unabhängig voneinander bewegt werden und sind bis zu 180 Grad drehbar. So können sie Geräusche sehr genau orten, ohne sich selbst dabei bewegen zu müssen; die Bewegung könnte den Feind auf sich aufmerksam machen.


Ernährung

Damtiere sind Wiederkäuer und können Gras und andere nährstoffarme Nahrung gut verwerten.
Sie fressen sowohl tags als auch nachts etwa alle drei bis vier Stunden, am längsten in der Morgen- und Abenddämmerung.
Als Pflanzenfresser bevorzugen sie Gräser, Kräuter, Rinde, Blätter und verholzte sowie unverholzte Triebe, Pilze und Früchte.

Kleines Kahlwildrudel


Sozialverhalten

Damtiere leben in Rudeln von 30 bis 200 Tieren, meist sind es aber weniger. Die Rudelgröße hängt vom Lebensraum ab. Gibt es viele Freiflächen, sind die Rudel größer als in Wäldern. Wenn nicht gerade Brunftzeit ist, leben die Tiere in geschlechtergetrennten Rudeln. Es kann passieren, dass die Tiere das Rudel wechseln. Sehr alte Hirsche leben hin und wieder allein.
Die Rudel lassen sich in Kahlwild-, Brunft- und Hirschrudel teilen.
Kahlwildrudel gibt es beinahe das ganze Jahr über. Sie bestehen aus mehreren Müttern mit ihren Kälbern, manchmal schließen sich subadulte männliche Tiere an.
Kurz vor der Niederkunft ziehen sich die Damtiere zurück und ziehen ihr Kalb einige Wochen lang allein groß, bis sie wieder zum Rudel stoßen. Ihre vorjährigen Kälber bleiben in der Nähe und stoßen im Juli wieder zu ihrer Mutter.
Ein Rudel wird zum Brunftrudel, wenn adulte Hirsche sich in der Nähe des Kahlwildrudels aufhalten, dies geschieht in der Brunftzeit von Oktober bis Dezember. Vor allem in offenen Gebieten halten die Hirsche sich hin und wieder noch nach der Brunft bei den Damen auf.
Den Rest des Jahres sind die Hirsche in Hirschrudeln unterwegs, die meist sieben bis zwölf junge und mittelalte Hirsche enthalten.
Die Brunft findet an traditionellen Brunftplätzen statt, die über Jahrzehnte hinweg bestehen können.


Feinde

Ausgewachsenes Damwild hat aufgrund seiner Größe nur wenige Fressfeinde, da Wölfe und Luchse, die ausgewachsenes Damwild am ehesten reißen würden, im natürlichen Verbreitungsgebiet kaum bedeutend verbreitet sind. In Rumänien zum Beispiel regulieren Wölfe die Bestandszahlen des Damwilds mit.
Kälber werden vom Rotfuchs, aber auch auch Kolkraben und Wildschweinen gefressen.
Auch wildernde Hunde stellen eine Gefahr fürs Damwild dar.



Diana


Mensch und Damwild

Damwild wird vom Menschen gern im Gehege gehalten. Sie sind leicht an den Menschen zu gewöhnen, untereinander meist verträglich und wenig anspruchsvoll in der Haltung. Das qualifiziert sie auch zur Haltung in begehbaren Wildgehegen.
Nicht nur zur Unterhaltung, auch zur Fleischgewinnung werden Damhirsche landwirtschaftlich gehalten. Es werden Fleisch und Basthaut verwendet, die über dem wachsenden Geweih liegt.
Auch geschichtlich stehen Menschen und Damhirsche in einer Beziehung miteinander. In der Steinzeit wurden sie vor allem in Südeuropa gejagt.
Das Fell hatte auch eine rituelle Bedeutung; die weißen Flecken wurden als Sternenhimmel gedeutet, der Damhirsch deshalb zum Beispiel von den Phöniziern an Baal-Hammon geopfert, von den Griechen an Artemis. Die Römer opferten Damhirsche an Diana, der Entsprechung Artemis'. Damit ständig Opfertiere vorrätig waren, wurden sie schon damals in Gehegen gehalten.  


Erkrankungen

Obwohl Damwild generell als robust gilt, sind sie gegen Krankheiten natürlich nicht gefeit. Sie können an Tollwut und Milzbrand erkranken, Symptome sind jeweils krankheitstypisch.
Sie können Tuberkulose im Rindertypus bekommen und an Parasitosen leiden. Häufig werden sie von Großem und Kleinem Leberegel, Bandwürmern, Fadenwürmern und Lungenwürmern befallen. 

Quellen: 1 2 3 4

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen