Damhirsch |
Einordnung
Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Unterordnung: Wiederkäuer
Familie: Hirsche
Unterfamilie: Echte Hirsche
Gattung: Dama
Art: Damhirsch
Verbreitungsgebiet ehemals, vor etwas kürzerer Zeit und heute |
Verbreitung
und
Lebensraum
Ursprünglich
war der Damhirsch in Europa nicht heimisch, sondern lebte in Teilen
Asiens. Schon in der Antike wurde er jedoch von Phöniziern
und Römern in weiten Teile des Mittelmeerraums eingebürgert.
Spätestens ab dem 11. Jahrhundert war er nachweislich in
Großbritannien zu finden, der erste historische Nachweis für ein
Damwildvorkommen in Deutschland datiert auf 1577, als der Landgraf
Ludwig IV. 30 Damhirsche für seinen Wildpark geschenkt bekam.
In
heutiger Zeit wurden Damhirsche auch nach Südamerika, Japan,
Neuseeland und Australien sowie Nordamerika verbracht. Wie immer,
wenn Tiere in einen Lebensraum eingeführt werden, der nicht ihr
ursprünglicher ist, gab es in Neuseeland Probleme, weil die
Population ohne natürliche Feinde rasch anstieg und die Damhirsche
agrarwissenschaftlich genutzte Flächen für ihre eigenen Interessen
nutzten.
Im
ursprünglichen Verbreitungsgebiet hingegen sinken die Zahlen an
Damtieren.
Damtiere
leben bevorzugt in lichten Wälden mit weiten offenen Flächen und
Wiesen, können sich aber auch anpassen. Optimal ist ein Laubwald mit
nährstoffreichem Boden und üppigem Strauchbewuchs. Wälder nutzen
sie hauptsächlich als Deckung.
Weitere
Eckdaten
Tragzeit : 33 Wochen
Jungtiere: meist ein, bis zu drei Kälber
Alter:
in freier Wildbahn 15 bis 20y
Das Trittsiegel des Damwilds ist ca
6,5cm lang. Er hat zwei Klauen pro Huf, die jeweils leicht nach Innen
gebogen sind.
Weibchen im Sommerfell |
Weibchen im Winterfell |
Äußeres
Damwild kommt generell in einem weiten Farbspektrum vor. Je nach Jahreszeit und Individuum unterscheiden
sich die Farben. Am häufigsten ist das hell- rostbraune Sommerfell
mit deutlich sichtbaren weißen Punkten, die sich in Reihen vom
Oberschenkel über den Rumpf bis zum Halsansatz ziehen. Auf der
Wirbelsäule befindet sich ein sogenannter Aalstrich, ein dunkler
gefärbter Fellbereich, der sich etwa von den Schultern bis zur
Schwanzspitze zieht, er ist beidseits von einer Fleckenreihe
flankiert. Bauch und Beine sind heller und einfarbig, der Hals
ebenfalls.
Im Winter ändert sich die Fäbung zu
braungrau, auf dem Rücken und an den Seiten schwärzlich, die
Unterseite wird grau. Flecken sind kaum noch zu erkennen.
Beim Damhirsch kommen relativ häufig
Farbmutationen vor, so gibt es Albinismus und Melanismus, weiße
Tiere und Schecken. In freier Wildbahn sind weiße Damhirsche
generell zum Abschuss freigegeben, da sie nicht als hegewürdig
angesehen werden; dem seht ein Jägeraberglaube gegenüber, der
besagt, dass der Jäger innerhalb eines Jahres nach Abschuss eines
weißen Hirsches selbst verstirbt.
Männliche Tiere entwickeln ein Geweih,
das zum Kampf um die Rangordnung genutzt wird. Es besteht aus zwei
Stangen mit jeweils einer Augsprosse, einer Mittelsprosse und einer
Schaufel.
Damtier mit erkennbaren Vorderaugendrüsen |
Sinnesorgane
Die Wissenschaft ist sich nicht
einig, welches das primär genutzte Sinnesorgan des Damtiers ist.
Einige tendieren zum Nasentier, das sich also besonders über Gerüche
orientiert, andere zum Gesichts- oder Gehörsinn.
Für die Theorie der Nasentiere
spricht, dass Damtiere viele Duftdrüsen haben: Vorderaugendrüsen,
Zwischenzehendrüsen und die Spunggelenksdrüsen.
Die Vorderaugendrüsen sekretieren eine
bräunliche Flüssigkeit, hauptsächlich in der Brunftzeit. Die
Sprunggelenksdrüsen bringen ein helles, wachsiges Sekret hervor, das
ähnlich ranziger Butter riecht.
Damhirsche können sich anhand dieser
Gerüche unterscheiden, Mutter und Kalb erkennen sich daran wieder.
Auch Feinde werden vermutlich zuerst am
Geruch erkannt: Auf 400m kann ein Damtier einen Menschen riechen.
Wie bei allen Fluchttieren sitzen die
Augen auch beim Damtier weit außen am Kopf, was ihnen einen guten
Rundumblick ermöglicht, jedoch einen geringeren Bereich des
Scharfsehens, als Menschen ihn haben. So können Damtiere Details
schlecht erkennen und reagieren eher auf Bewegungen.
Die Ohren können unabhängig
voneinander bewegt werden und sind bis zu 180 Grad drehbar. So können
sie Geräusche sehr genau orten, ohne sich selbst dabei bewegen zu
müssen; die Bewegung könnte den Feind auf sich aufmerksam machen.
Ernährung
Damtiere sind Wiederkäuer und können
Gras und andere nährstoffarme Nahrung gut verwerten.
Sie fressen sowohl tags als auch nachts
etwa alle drei bis vier Stunden, am längsten in der Morgen- und
Abenddämmerung.
Als Pflanzenfresser bevorzugen sie Gräser, Kräuter, Rinde, Blätter und verholzte sowie unverholzte
Triebe, Pilze und Früchte.
Kleines Kahlwildrudel |
Sozialverhalten
Damtiere leben in Rudeln von 30 bis 200
Tieren, meist sind es aber weniger. Die Rudelgröße hängt vom
Lebensraum ab. Gibt es viele Freiflächen, sind die Rudel größer
als in Wäldern. Wenn nicht gerade Brunftzeit ist, leben die Tiere
in geschlechtergetrennten Rudeln. Es kann passieren, dass die Tiere das Rudel wechseln. Sehr alte Hirsche leben hin und
wieder allein.
Die Rudel lassen sich in Kahlwild-,
Brunft- und Hirschrudel teilen.
Kahlwildrudel gibt es beinahe das ganze
Jahr über. Sie bestehen aus mehreren Müttern mit ihren Kälbern,
manchmal schließen sich subadulte männliche Tiere an.
Kurz vor der Niederkunft ziehen sich
die Damtiere zurück und ziehen ihr Kalb einige Wochen lang allein
groß, bis sie wieder zum Rudel stoßen. Ihre vorjährigen Kälber
bleiben in der Nähe und stoßen im Juli wieder zu ihrer Mutter.
Ein Rudel wird zum Brunftrudel, wenn
adulte Hirsche sich in der Nähe des Kahlwildrudels aufhalten, dies
geschieht in der Brunftzeit von Oktober bis Dezember. Vor allem in
offenen Gebieten halten die Hirsche sich hin und wieder noch nach der
Brunft bei den Damen auf.
Den Rest des Jahres sind die Hirsche in
Hirschrudeln unterwegs, die meist sieben bis zwölf junge und
mittelalte Hirsche enthalten.
Die Brunft findet an traditionellen
Brunftplätzen statt, die über Jahrzehnte hinweg bestehen können.
Feinde
Ausgewachsenes Damwild hat aufgrund
seiner Größe nur wenige Fressfeinde, da Wölfe und Luchse, die
ausgewachsenes Damwild am ehesten reißen würden, im natürlichen
Verbreitungsgebiet kaum bedeutend verbreitet sind. In Rumänien zum
Beispiel regulieren Wölfe die Bestandszahlen des Damwilds mit.
Kälber werden vom Rotfuchs, aber auch
auch Kolkraben und Wildschweinen gefressen.
Auch wildernde Hunde stellen eine
Gefahr fürs Damwild dar.
Diana |
Mensch und Damwild
Damwild wird vom Menschen gern im
Gehege gehalten. Sie sind leicht an den Menschen zu gewöhnen,
untereinander meist verträglich und wenig anspruchsvoll in der
Haltung. Das qualifiziert sie auch zur Haltung in begehbaren
Wildgehegen.
Nicht nur zur Unterhaltung, auch zur
Fleischgewinnung werden Damhirsche landwirtschaftlich gehalten. Es
werden Fleisch und Basthaut verwendet, die über dem wachsenden
Geweih liegt.
Auch geschichtlich stehen Menschen und
Damhirsche in einer Beziehung miteinander. In der Steinzeit wurden
sie vor allem in Südeuropa gejagt.
Das Fell hatte auch eine rituelle
Bedeutung; die weißen Flecken wurden als Sternenhimmel gedeutet, der
Damhirsch deshalb zum Beispiel von den Phöniziern an Baal-Hammon
geopfert, von den Griechen an Artemis. Die Römer opferten Damhirsche
an Diana, der Entsprechung Artemis'. Damit ständig Opfertiere
vorrätig waren, wurden sie schon damals in Gehegen gehalten.
Erkrankungen
Obwohl Damwild generell als robust
gilt, sind sie gegen Krankheiten natürlich nicht gefeit. Sie können
an Tollwut und Milzbrand erkranken, Symptome sind jeweils
krankheitstypisch.
Sie können Tuberkulose im Rindertypus
bekommen und an Parasitosen leiden. Häufig werden sie von Großem
und Kleinem Leberegel, Bandwürmern, Fadenwürmern und Lungenwürmern
befallen.
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